Lea-Marie von wiraufpapier - Interview

Von Poesie zu Poesie – Interview mit Lea Marie von „Wir auf Papier“

Und manchmal begegnen wir Menschen, die dich in einen Bann aus Worten ziehen. Und den Hall zwischen den Worten mit Magie füllen. 

Ich möchte dir heute Lea Marie und ihren Account „Wir auf Papier“ vorstellen.

Von Poesie zu Poesie mit Lea Marie

Magst du dich kurz vorstellen? Wer bist du und wo kommst du her?

Mein Name ist Lea Marie, ich bin 21 Jahre alt und studiere Germanistik und Geschichte in Heidelberg.

Zwischen und in den Zeilen die ich schreibe will ich aber mehr sein als nur diese eine Lea. Nicht nur ich auf Papier sondern Wir auf Papier. All die Geschichten und Gefühle die ich um mich wahrnehme, in den Augen anderer sehe, mir in Parallelwelten ausdenke. Milan Kundera schrieb in einem Essay, dass Geschichtenerzähler mit den Bausteinen ihres Lebens Welten bauen und die zu große Lupe auf den Schreiber baut diese Welten wieder zu simplen Steinen auseinander. In dem Sinne bin ich gerne einfach der Versuch etwas auf Papier zu bannen, eine Worte-Welt. Und nur an zweiter Stelle Lea, die Person, die Bausteine dahinter.

Was bewegt dich?

Oh, so vieles.  Ich denke mich bewegt wohl paradoxerweise am meisten die Bewegung in Anderen. Vielleicht auch doch nicht so paradox, schließlich sind wir alle Gemeinschaftswesen, doch ich denke nichts bewegt mich mehr als die Freude, Trauer, Leidenschaft in anderen Menschen zu sehen. Zu versuchen diese zu begreifen,, mitzufühlen, mit zu leben. Das ist auch ein Grund warum ich Kunst so liebe, jeder Text, jedes Gemälde, jeder Tanz ist eine Emotion, eine Mitteilung was jemand fühlt und gleichzeitig eine Einladung sich verstanden zu fühlen, wenn man ebenso fühlt. Daher kommt auch immer wieder das Bedürfnis, dass ich habe über politische Themen zu schreiben, weil hinter abstrakten Diskussionen von Politik immer die Emotion, der Schmerz von Einzelnen steht.

Was bedeutet Erfüllung für dich?

Erfüllung bedeutet für mich das tun zu dürfen und zu können wofür man brennt. In meinem Fall wäre das Menschen etwas zu geben mit der Sache die ich wohl am besten kann, dem Schreiben. Worte zu finden wo andere sich sprachlos fühlen und meine Stimme für Themen zu geben die Gehör brauchen.

Wie / wo / wodurch findest du Inspiration zum Schreiben?

Meistens findet man die Inspiration in den überraschendsten Winkeln und wie es die Inspiration nun mal meistens eigen hat – immer dann wenn man sie nicht erwartet. Generell finde ich sie aber oft in den Zeilen anderer: Bücher, Zitate, Sätze die einem irgendwo entgegenfliegen und hängenbleiben bis man sie weiterspinnt. Aber auch in Theater, Kunstmuseen, im Tanzen, in Musik, in Fotografie. Und in den Menschen um mich und deren Geschichten, Sorgen und Freuden.

Wieso schreibst du?

Die Frage nach dem Wieso hat sich mir nie wirklich gestellt, es ist mehr ein Reflex wie das hochschnellende Knie wenn der Arzt mit dem Hämmerchen dagegen schlägt. Ich schreibe seit der zweiten Klasse also praktisch seit ich schreiben kann. Wann auch immer mich was beschäftigt greife ich nach einem Stift und kritzle die Gedanken zu Papier. Irgendwann haben mir liebe Menschen gesagt, dass diese Wortschnipsel ihnen auch etwas geben und seitdem teile ich einige davon und hoffe, dass sie das Gefühl von Verstanden Werden vermitteln können.

Worum geht es bei dir?

Das kleine Glück und die großen Ängste, die Emotion zwischen Zeilen und die großgeschriebenen Ungerechtigkeiten.  Es geht darum etwas auf Papier zu bannen, etwas festzuhalten, eine Momentaufnahme. Was ich bin, wer Wir sind, wer auch immer sich diesem Plural zugehörig fühlen möchte.

Ein paar deiner Lieblingsbücher.

Milan Kundera – die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Das erste Buch das mich so richtig gepackt hat – und so richtig losgelassen hat es mich bis heute nicht.

Jostein Gaarder – Das Orangenmädchen . In ganz kindlicher Sprache schreibt dieses Buch von den komplizierten Fragen des Lebens und den einfachen Tatsachen der Liebe. Von Orangen, Magie und Schicksal. Ein Buch so voller Freude und Leben wie der Titel es verspricht.

Bernhard Schlink – Der Vorleser. Ich habe lange überlegt welches dritte Buch hierhin soll – zu viele verdienen diesen Platz und gerade von Bernhard Schlink oder Benedict Wells waren viele im Rennen. Doch auch wenn der Vorleser als Klassiker ein Buch ist, das viele gelesen haben, ist es  eigentlich eines das jeder gelesen haben sollte. Nicht weil es Antworten gibt sondern weil es Fragen stellt. So viele. Nach Richtig und Falsch, nach Schuld, nach unserer NS-Vergangenheit, nach  Verantwortung, nach Liebe, nach der Bedeutung von Taten. Und danach ob uns jemand retten darf oder wir das nur selbst tun können.

Welche Blogs / Instagram Accounts inspirieren dich?

Oh! Da komme ich ins Schwärmen! Um hier nicht noch Morgen vor mich hin zu schwärmen nenne ich mal nur drei: Zunächst einmal natürlich deiner! So viel liebevoll ausgesuchte Worte, die du wie Perlen sorgsam aneinander reihst und so di schönstes Schmuckstücke und Kunstwerke auf Papier bringst. Umso größer die Ehre hier stehen zu dürfen und für dich zu schreiben. Dann die liebe Joana June mit der ich auch zusammen als Werkstudentin arbeite und die es immer wieder schafft mich on- und offline mit ihrer Sprache sprachlos zu machen! Ein großes Wow! Und zu guter letzt die liebe Wortwanderung. Es ist ein großes Talent selten mehr als vier Zeilen zu brauchen um alles zu sagen, was es so zu sagen gibt.

Was ist deine liebste Jahreszeit? Beschreibe sie durch deine Augen – in ein paar deiner Worte.

Ich dachte immer meine liebste Jahreszeit sei der Herbst. Der Herbst scheint immer prunkvoll in den Zeilen der großen und kleinen Autoren, golden, warm und voll von wunderschöner Veränderung. Doch immer mehr habe ich in den letzten Jahren gemerkt, dass mir der Herbst nur auf dem Papier gefällt. In echt, im realen Leben, wenn ich aus den Buchseiten aufschaue, liebe ich nichts mehr als den Duft von Flieder und laue Sommernächte, Kühle Seen und das Lodern des Grills und das Lagerfeuers. Vielleicht scheint der Sommer nur so unbeschwert, weil die anderen Jahreszeiten schwerer wiegen und ein ewiger Sommer würde ihm diese Leichtigkeit nehmen, doch solange man auf ihn hin fiebern kann bleibt er für mich die schönste Jahreszeit – die wortwörtlich über den anderen schwebt – wie Staub, der in der Sommersonne plötzlich in der Luft funkelt wie Konfetti.

Interview mit Joana June

Interview mit Joana June – über das Schreiben, Inspiration, das Leben. Das erste Bloginterview aus der Reihe von Poesie zu Poesie.

>> Zum Interview

Liebe Lea, danke dir von Herzen für deine Zeilen, deine Zeit und die Möglichkeit – hier auf Papier, etwas besser kennenlernen zu dürfen.