Ich suche den Sommer in den Fassaden der Stadt, in den Fenstern die einst jeden Strahl reflektierten. In den verblassten Sommersprossen und den geschlossenen Terrassen.
Ich suche die unerträgliche Hitze in den vor Kälte aufgestellten Mantelkrägen und kann mich nicht erinnern. Nicht daran, wie sich die Sonne auf meiner Haut anfühlte oder sich in deinen Augen spiegelte.
Die Sonne blitzt auf die goldenen Blätter und versucht unsere Melancholie zu mildern.
Es ist jedes Jahr ein Abschied, der sich schwer und träge anfühlt. Verpasste Gelegenheiten und nochmal kurz die letzten Sonnenstrahlen berühren.
Es ist immer dasselbe Spiel, nur dass wir dieses Jahr noch so viel mehr loslassen mussten. Wir betrachten das Schauspiel, ein ewiger Kreislauf. Nichts bleibt, wie es einst war. Veränderung in jeder Sekunde, in der gesamten Farbpalette eines einzigen Blattes, in jeder Facette der Reflexion von Licht. Dieses ist das einzig sichtbare Wunder, mit dem wir Zeit wirklich sehen können. Es ist nicht der Verfall, nicht einmal der eigene. Es ist das loslassen, um wiederzufinden, um zurückzukommen und dennoch nie mehr dieselbe zu sein.
Ich strecke die Hand aus, um meine Hand sanft durch das Licht tanzen zu lassen, getragen vom Wind, wirft sie Schatten auf letzten Sonnenblumen. Ich lasse mein Blick über das Feld streifen und versuche es mir einzuprägen, wie es sich über den gesamten Hügel zieht. Endlos so scheint es, Sonnenblumen, so weit das Auge reicht. Ich versuche mir die Schönheit einzuprägen, bis die ersten Bäume ihre Blätter verlieren und die Winde kälter werden.
Ich werde nicht vergessen. Nicht wie kräftig das Gelb in den Blüten prangt, wie sich die Köpfe im Wind wiegen und immer gen Sonne neigen. Es ist friedlich. Es ist das loslassen, um wiederzufinden, um zurückzukommen und dennoch – wir werden nie mehr dieselben sein.