Mein Blick streift durch die Menge, leere Gesichter, klirrende Gläser. Deutschrap. Nickende Köpfe. Während mein Blick streift und trifft, dringt eine Stimme im Vorbeigehen an mein Ohr „So arrogant“. Ich möchte ganz laut klatschen, für so viel strotzende Selbstgefälligkeit und Ignoranz. Abgestempelt. Verurteilt. Was nimmt man sich raus und vor allem woher, sich selbst zu erlauben vorschnell zu urteilen. Nach Aussehen. Kleidern. Herkunft. Bildung. Mein Blick ist plötzlich wirr. Unwillkürlich kommt mir die Frage, wie ich wohl nach außen wirke. Resting Bitch Face. So ist mein Blick, wenn ich an nichts denke, nur sehe. So ist mein Gesicht. Ich kann nicht immer nur lächeln, keiner tut das. Ich höre das nicht zum ersten Mal, habe mich damit abgefunden, überraschte Blicke zu ernten, wenn sie das erste Mal mit mir sprechen und merken „Doch nicht arrogant.“ Es ist beschämend. Bewusst oder unbewusst. Es bleibt beschämend. Wenn wir alle unser Herz nach außen tragen würden, was wäre dann? 
Wären wir dann alle ein bisschen offener? Wenn wir sehen würden, was dem anderen widerfahren ist, was er erlebt hat, welche Geschichte sich in sein Herz zeichnet. Würden wir dann eher verstehen, eher akzeptieren, respektieren und weniger in Schubladen denken?