Italien also. Auf der Fähre Richtung Venedig sah sie gedankenverloren dem Treiben des Wassers zu, das durch das Bug des Bootes immer wieder gebrochen wurde und kleine Wellen verursachte. Die Sonne schien unermüdlich auf sie herab und ließ die Oberfläche des Nachtblauen Ozeans wie tausend kleine Kristalle glänzen. Aus den majestätischen Tiefen des Meeres sah sie die Stadt auftauchen. Die Vorstellung kam ihr atemberaubend vor, dass diese riesige Stadt teilweise auf Stelzen stand. Das Boot kam zum stehen und über eine angrenzenden Steg betraten sie das „Festland“. Über diesen Gedanken schmunzelte sie. Bisher hatte sie mit ihm nicht viel geredet. Er schien immer noch in seine Arbeit versunken. Immer wieder zückte er seine Kamera um all die atemberaubenden Eindrücke festzuhalten. Sie steuerten Richtung Markusplatz als zwei Damen in venezianischen Gewändern und strahlendem Lächeln sie baten ein Bild mit ihnen zu machen. Der Anblick war auch zu schön. Sie stellte sich in die Mitte der beiden Damen, die ihre Hände in die Höhe hielten. Sie fühlte sich immer noch so beschwingt, dass sie anfing zu lachen. Er schoss ohne ein Wort einige Bilder, warf etwas Geld in den alten Hut, der zu den Füßen der wundervoll bekleideten Damen lag und sie gingen weiter. Als sie den Markusplatz erreichten brach er ihr Schweigen. „Ich war, als ich klein war, das erste Mal hier. Ich finde es heute immer noch genauso erstaunlich, wie damals. Sieh dir nur die Architektur an. Es scheint alles da zu stehen, wo es sein soll, jeder Backstein, jede Laterne. Es ist wunderbar.“ Es war nicht allzu viel los, da es am Tag zuvor geregnet hatte, aber dennoch gut befüllt. Sie hatte sich trotz allem ihr weißes Sommerkleid im Stil der 50er Jahre und eine schöne goldene auffällige Kette angezogen, die exakt am Kragen ihres Kleides in einem mondförmigen Bogen anlag. Dazu trug sie die goldenen Sandaletten mit feinen Riemchen, die sie sich vor noch gar nicht allzu langer Zeit gekauft hatte und anderen feinen Goldschmuck, wie ein Armband mit einem kleinen Anker und mehrere filigrane goldene Ringe. Sie hörte die Musik einiger Straßenmusiker und lief instinktiv in die Richtung, aus der die wunderbare Melodie kam, die den venezianischen Träumen noch ein wenig mehr Nachdruck verliehen. Vorbei an mehren Ständen die allesamt diese wunderbaren Masken verkauften und blieb an einer schwarzen mit Federschmuck verzierten Maske stehen. „Sie ist wunderschön.“ Sagte sie mehr zu sich selbst, doch er schien es wahrgenommen zu haben und stimmte ihr mit einem stummen Nicken zu. Unbeirrt lief sie weiter. Trotz der vielen Menschenmassen fühlte sie sich beflügelt, sie spürte endlich wieder das Leben, auf irgendeine Weise hatte sie verlernt sich zu begeistern. Sie warf ihren Kopf nach hinten, breitete ihre Arme zu beiden Seiten aus und drehte sich einmal im Kreis. Ihr Kleid erwachte zum Leben und die Tauben flogen über ihrem Kopf hinweg dem wolkenlosen Himmel entgegen. Strahlend wand sie sich zu ihm und fragte sich unwillkürlich wieso er diese Freude in einer solch wundervollen Stadt nicht teilen konnte. Ihr Lächeln erstarb, als sie seinen ernsten Gesichtsausdruck wahrnahm. „Ist alles in Ordnung?“ Obwohl sie keine Lust hatte, sich von seiner schlechten Laune erneut den Tag verderben zu lassen, hakte sie besser einmal genauer nach. „Ja, nein es ist alles in Ordnung. Gehen wir weiter.“