Das hier wird kein Post, in dem ich euch darüber berichten möchte, wie ich die Kollektion von Dorothee Schumacher fand, ich habe ein paar Worte und das war’s dann auch schon. Feminine Schnitte, gedeckte Farben und hohe Kragen.
Ich weiß nicht, aber ich fühle mich momentan nicht dazu befähigt all das in Worte auszudrücken und habe auch nicht die passenden Fachausdrücke parat, um all das zu beschreiben. Meiner Meinung nach haben das schon genug getan und das sogar ziemlich gut, deshalb ist es, wie ich finde, nicht nötig auch noch meinen Senf dazu zu geben, denn mir geht es heute viel mehr um das Event an sich, um all das drum herum. Ich hab genau ein Bild auf Instagram gepostet und es nicht mit Hashtags die sich als Neologismen ein neuen Namen machen, betitelt. Warum? Ich war zu überwältigt. Schlicht und einfach! Ich saß da und ich wollte all das sehen, in mich aufnehmen, aufsaugen und um keinen Preis etwas verpassen. Immer wieder ließ ich für ein paar Sekunden die Augen über die Menschenmasse schweifen, einige folgten dem Geschehen genauso gespannt wie ich, wobei andere wiederum die Show durch ihre Kamera verfolgten ( irgendwie nichts anderes, als würde man einen Live-Stream der Show im Internet ansehen) und einige völlig desinteressiert lieber Whatsapp Nachrichten verschickten oder durch ihren Instagram-Feed scrollten. Ja, das waren jene, die weniger um des Designer Willens dort waren, sondern nur um gesehen zu werden.
Das war irgendwie die Kehrseite der Medaille. Die Kehrseite der glitzernden Fashionwelt, die mich im ersten Moment absolut umgehauen hat. Ja, ich habe das schon oft genug gehört, dass diese Welt, die eben irgendwie nicht zu unserer Realität gehört, ziemlich oberflächlich ist, aber so richtig verstehen kann man es erst, wenn man einmal dort war.
Wir standen etwas unsicher in der Ecke, überwältigt von all den neuen Eindrücken. Sahen bekannte und unbekannte Gesichter und es war mir egal. Ich habe mich daran erfreut, ja. Aber noch mehr freute es mich die Möglichkeit zu haben überhaupt erst dort zu sein. Die Chance zu haben, es einmal mit eigenen Augen sehen zu dürfen. Es war ein Kurztrip und so wie ich jetzt auf dem Sofa sitze und mein Wasser mit Zitronenscheiben schlürfe, denke ich daran zurück, wie Ereignisreich dieser eine Tag doch für mich war.

Aber jetzt von Anfang an.

Ich war noch im Training, als ich auf mein Smartphone sah. Ein verpasster Anruf. Ich fuhr nach Hause und rief sie sofort zurück. Sie. Ich rede von meiner lieben Freundin Vanessa. Wir tauschten nicht viele Worte und ich wusste sofort worum es ging. „Das ist jetzt nicht dein ernst?“ „Oh doch, bist du dabei?“ Hier entstand eine kleine Pause, denn ich hatte kurz einen Schreikrampf, von dem ich mich aber schnell wieder erholte und mich zusammen riss und versuchte mit ruhiger Stimme weiter zu sprechen. Sie hatte auf einem Blog die Karten für die MBFW gewonnen und nahm mich mit. Somit stand es fest. Wir fuhren in dieser Nacht noch nach Berlin zur Mercedes-Benz Fashion Week. Schon allein der Gedanke machte mich irgendwie ganz schummrig. Voller Aufregung rannte ich in mein Zimmer und innerhalb zwei Stunden fand in unserem häuslichen Wohnzimmer eine Modenschau statt. Denn die eine Frage war noch zu klären. Was ziehe ich an? Vorgeführt den Blicken meiner Eltern, sah ich Kopfschütteln, einen zur Seite geneigter Kopf und gekräuselte Lippen. Doch bei dem letzten Outfit war ich mir sicher, das war es und so sahen das auch meine Eltern. Noch eine Stunde bis zur Abfahrt. Die Taschen wurden gepackt, Proviant eingesteckt und noch einen Happen gegessen. Der Freund meiner lieben Freundin, der ohnehin eine kleine Nachteule ist, hatte nichts dagegen zu fahren, also machten wir uns auf den Weg. Nach gut viereinhalb Stunden kamen wir an einer Raststätte kurz vor Berlin an, wo wir Frühstückten und die Spiegel der Damentoilette zum Schminktisch umfunktionierten. Souverän schminkten wir uns und die schlaflose Nacht war unseren Gesichtern nicht mehr anzusehen. Das Adrenalin trieb uns ohnehin jede Schläfrigkeit aus. Rasch umgezogen waren wir startklar. Wir betraten das Zelt und über uns brachen tausende von Eindrücken herein. Irgendwie bedächtig Schritt ich den Gang entlang, als wir eingelassen wurden und wir setzten uns auf dem uns zugewiesenen Platz. Das Licht ging an, die Musik setzte ein. Unheimlich laut, fast ohrenbetäubend, aber dennoch, mein Herz macht einen kleinen Satz, als die ersten Models einliefen. Es war eine unglaubliche Show, und ich sah dem was hier unmittelbar vor meinen Augen passierte wie hypnotisiert zu, in Trance, völlig eingenommen von dem ganzen Zauber, wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal im Zirkus ist und den Seiltänzer mit offenen Mund betrachtet.
Es war eine unglaubliche Erfahrung, die ich nicht missen möchte und ich möchte mich an dieser Stelle auch noch mal bei meiner Freundin bedanken.
Falls ihr Lust auf eine andere Perspektive unserer kleinen Reise habt und auch einige Tipps zu Berlin haben wollt schaut gerne auf dem gemeinsamen Blog, von ihr und ihrem Freund Sebi vorbei. 

6 Antworten

  1. Ich finde es immer wieder Wahnsinn, wie alle diesen magischen Moment fast gleich wahrnehmen, wenn das Licht angeht, die Musik losdröhnt und das erste Model auf den Laufsteg kommt. Genau so ging es mir auch jedes Mal, wenn ich die Shows auf der FW besucht habe. Hach, dieser Moment ist immer wieder grandios.
    Und ebenso konnte ich es nicht fassen, wenn Leute sich lieber mit ihren Smartphones beschäftigen, anstatt sich diese genialen Kreationen anzuschauen. Selbst bei einigen Shows, die meinen Geschmack nicht getroffen haben – allein aus Respekt vor den Designern und ihrer Arbeit würde ich so etwas nicht machen.

    Dein Outfit finde ich wirklich schön. Es steht dir einfach wunderbar. 🙂

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