Sommer und Erinnerungen
Ich stieg mit meinen schwarzen Chucks über einen matschigen, angetrampelten Pfad, bis ich auf dem geschotterten Weg ankam. Ich sah auf meine Schuhspitzen, um nicht zu stolpern und hebe langsam den Kopf, als ich die größeren Steine überwunden hatte. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. An dem kleinen Hügel, dessen Wiese trotz des herbstlichen Wetters noch immer grün erstrahlte, sah ich mich zurückversetzt. Es muss ungefähr 2009 gewesen sein, als wir hier mit viel zu großen Sonnenbrillen im Sommer herum sprangen und Bilder mit einer kleinen Digitalkamera aufnahmen. Meine Haut beginnt zu kribbeln und ich kann fühlen, wer ich damals war, wovor ich Angst hatte, was mich zum Lachen brachte und was für Pläne ich hatte. Mich streift ein jähes Gefühl kindlicher Unbeschwertheit und Sommer. Es ist nur eine Sekunde. Nur ein Wimpernschlag. Ein kurzer Blick in die Ferne. Der Geruch nach Sonnencreme. Die Erinnerung an das Rennen über die Wiese, durch einen Rasensprenger im Garten und Wassereis mit Zitronengeschmack – das weiße und Fangen spielen. Die Haare kleben im Gesicht. Kein Gedanken an das Gestern oder das Morgen. Nur jetzt. Die Arme wirbeln durch die Luft, ein breites Grinsen. Jetzt. Ich breite die Arme aus. Meine Hand zeichnet sanft die Wellen des Meeres im Wind. Ich schließe die Augen. Jetzt. Und da ist es wieder.
Plötzlich fühle ich mich unheimlich alt. Seitdem war so viel passiert, so viel dazwischen, was ich nicht mehr greifen, begreifen kann. Meine Gedanken niemals hier, immer in der Vergangenheit oder der Zukunft. Meine Brust zieht sich zusammen und ich atme tief ein, tief aus. Hebe den Blick und bin hier. Spüre den Boden unter meinen Füßen, die Steine, spüre den Wind um meine Nase und wie sich meine Armhaare aufstellen, weil ich plötzlich friere. Ich schultere meine Tasche etwas höher auf meiner Schulter und ziehe meine Jacke etwas enger an meinen Körper. Jetzt. Hallo Neuanfang.