Manchmal traue ich mich nicht, über den Horizont hinauszusehen. Den, den ich mir selbst gezogen habe. Ich weiß nicht einmal, warum nicht. Vielleicht ist das hier der sichere Hafen, hier wo nichts Unerwartetes passiert und jede Möglichkeit, jeder Ausgang genau berechnet wurde. Keine Überraschungen. In dem Unerwarteten liegt das unkontrollierbare – unberechenbar.
Ich bin nicht wie Sherlock Holmes und habe in einem Wimpernschlag jede Eventualität, jeden Ausgang einer Situation ergründet. Habe nicht alle Möglichkeiten mit einbezogen, die sich durch eine Variable X verändern könnten. Nein, ich fühle mich auch ohne diese Berechnungen sicher, in meinem eigenen Horizont.
Manchmal wage ich es dennoch, bin mutig und trete nur einen kleinen Schritt vor und sehe zu, was passiert, ob etwas passiert.
Und dann kamst du und dein Horizont war sehr viel größer als meiner. So schien es mir. Also dehnte ich meinen aus, bis zum Rand. Bis sich unsere Fingerspitzen berührten.
Ich bin einen großen Schritt vorangegangen, ohne es zu merken. Und es ist nichts passiert, nur schönes. Es ist etwas passiert. Du.
Mut lohnt sich immer
Manchmal begegnen wir Menschen, die wir faszinierend finden. Die in ihrem Sein so frei zu sein scheinen, dass wir ein bisschen davon getragen werden wollen. Nur ein kleines Stück. Das ist wie in die tosenden Wellen zu springen. Eiskalt. Für einen Moment ist alles stumm. Da ist kein einziger Gedanke und kein Geräusch. Da ist nur Wasser und schweben und fallen. Und dann das gluckern, der Wellen in den Ohren, die wir verursacht haben.
Wir schlagen Wellen mit unserem Tun und mit unserem Mut. Mit jedem kleinen Schritt, den wir unsere eigenen Grenzen eröffnen, lassen wir zu, etwas mehr zu sein, als noch zuvor. Mehr in jedem der seinigen Definition. Denn hier geht es nicht um Vergleiche. Nur um das eigene Gefühl. Das eigene Wachstum.
Kein: Ich bin größer als du, weil man das nicht messen kann.
Vielleicht erscheinen dir andere ein manches Mal größer. Doch wenn wir einen genaueren Blick wagen, wirklich hinsehen, wahres Interesse an der Geschichte eines anderen haben, sehen wir, dass ihr Kreis in einer anderen Dimension, viel kleiner ist als der eigene. Wir haben viele Kreise um uns gezogen, je nachdem in welchen Lebensbereich wir wandern. Und wir vergleichen immer nur die Kreise mit anderen, die wir selbst als zu klein empfinden. Dabei können wir uns jeden Tag selbst entscheiden, den Kreis etwas zu erweitern und ein bisschen außerhalb der üblichen Größe zu verbringen. Bade ein bisschen im Abenteuer und neuen Sichtweisen. Wenn du das nächste Mal in deine kuschelig, warme Wohlfühloase zurückkehrst, ist sie vielleicht ein paar Zentimeter größer geworden, ohne dass du es gemerkt hast. Mut lohnt sich immer. Egal, was daraus entsteht.
Seit sich unsere Fingerspitzen berührten, bin ich ein wenig mutiger geworden. Sehe hier und da über den Horizont hinaus und erkenne, dass manche meiner Kreise größer sind, als deine und reiche dir die Hand.