Ich weiß nicht, ob ich mich als spontan beschreiben würde. Manchmal vielleicht. Wenn mein Innerstes eine Party schmeißt und der Türsteher alle ungebetenen Zweifel der Tür verweist.
Heute vermisse ich zumindest die Möglichkeit. Die Möglichkeit ins Auto zu steigen und irgendwo hin zu fahren, um nirgends anzukommen. Ich würde nicht fragen, wohin wir fahren. Ich würde einfach entdecken und in diesem Augenblick nichts vermissen. Die Wiesen vorbeifliegen sehen und mit den Händen auf dem Fahrtwind tanzen. Ich würde den Kopf aus dem Fenster strecken, um die warme Sonne auf meiner Haut zu spüren und einen Moment, so weit fort zu gehen, um fliegen zu lernen.
Das ist es, was ich am meisten vermisse. Die Möglichkeit zu entscheiden, um mich vielleicht auch mal wieder dagegen, selten dafür zu entscheiden.
Ich fühle mich rastlos, obwohl ich nicht mehr tue als sonst. Das raus gehen fehlt mir, umarmen, in die Augen blicken, wertschätzen, da sein, ein Lachen teilen. Eingesperrt in mir selbst, nehme ich mit auf eine Reise. Setze mich auf den Schreibtisch, um meinem Fenster näher zu sein und spüre den Wind, der leise meinen Nacken streift. Ich fliege ein wenig. Kommst du mit?
Chaos - im Auge des Sturms
Ich blicke die leere, grüne Wand an und die kleinen ausgefransten Stellen, die ich am Übergang zu Decke unsauber gestrichen habe. Die Farbe gefällt mir. Die Ränder stören mich nicht. Ich muss schmunzeln und dabei an dich denken. Dein innerer Monk würde nicht aufhören können dort hin zu sehen. Vielleicht würdest du dich daran gewöhnen oder jedes Mal beim betreten des Raumes einen kurzen Blick an die Decke werfen, um irgendwann einen Pinsel in die Hand zu nehmen und das Chaos beseitigen.
Chaos.
Es hat mich noch nie gestört, denn irgendwie fand ich darin immer ein wenig Ruhe, wie im Auge des Sturms. Ich hüpfe von meinem Schreibtisch, auf dem ich noch nie zuvor gesessen hatte. Eigentlich ist es auch ein Esstisch, ich mag die Größe, weil ich nichts aufräumen muss. Alles lassen kann wie es ist. Chaotisch. Papierschnipsel. eine Schere, Stifte, Briefumschläge, verschiedene Notizbücher. Ich mag, wie belebt es aussieht. Ich betrete auf Zehenspitzen die kalten Fließen des Flurs, öffne die Tür und gehe nach draußen. Einen Schritt vor, der schräg fallende Regen tropft kalt auf meine Zehenspitzen. Ich schließe meine Augen und fühle all das. Im Auge des Sturms ganz bei mir selbst, als könnte ich mich selbst sehen und dabei in meiner eigenen Unruhe ruhen. Chaos.
Also entscheide ich. Ich entscheide mich darauf zu freuen. Auf all die Möglichkeiten und zu entscheiden unspontan zu sein und trotzdem hier zu sein. Genau wie jetzt. Im Auge meines eigenen Sturms zu stehen und darin Ruhe zu finden. Weil ich entscheiden kann.